Aus der frühmittelalterlichen Burganlage war ein Schloß hervorgegangen. Der landesherrliche Amtssitz Zörbig erlebte im 18. Jahrhundert eine kurze Blüte. Herzog August von Sachsen-Merseburg, ein
jüngerer Sohn Herzog Christians I., erbte 1691 das Schloß mit nächstem Zubehör, die Stadt und das Amt Zörbig. Er verlegte seine Hofhaltung aus Alt-Stargard hierher. Dieses Besitztum hatte er durch die Heirat der
mecklenburgischen Prinzessin Hedwig erworben. 1694 begann Herzog August den Bau eines neuen Schlosses. Zwar hatte sein Vater Christian die vorhandenen Gebäude nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder ausbessern und
herstellen lassen, aber das genügte dem Herzog nicht. Die Fertigstellung des Neubaus erlebte er nicht, 1715 ist Herzog August verstorben und wurde mit großem Zeremoniell nach Merseburg überführt und im Dom
beigesetzt. Aber Zörbig war bis 1747 noch Residenzstadt, denn die Witwe Herzogin Hedwig und Tochter Prinzessin Caroline Auguste lebten bis zu ihrem Tod in dem Schloß. Von 1789 bis 1945 befand sich darin ein Kreis
und späteres Amtsgericht. Die Residenzzeit wirkte sich belebend auf Einwohnerzahl, Einkommen und Bautätigkeit in Zörbig aus, obwohl die Untertanen auch unter den Lasten, die ihnen die Hofhaltung auferlegte, zu
leiden hatten. Trotzdem heißt es, daß der Herzog 'das zuvor stroherne Zörbig steinern hinterlassen habe'. Um diese Zeit also beseitigten die Zörbiger die letzten Schäden, die verheerende Brände und die
Zerstörungen des Krieges von 1618-1648 verursacht hatten. Manche Straßenzüge präsentieren sich noch wie zu des Herzogs Zeiten. Markante Bauwerke vergangener Jahrhunderte sind erhalten, der Burg- oder Schloßturm, die
spätgotische Stadtkirche und der Hausmannsturm vom Halleschen Tor. Rathaus und katholische Kirche sind jüngeren Datums. Mit dem Abbruch der mittelalterlichen Befestigungen dehnte sich Zörbig nach 1850 räumlich
aus. Mehrere Fabrikunternehmen etablierten sich in der Stadt, auf den Äckern wurden seither Zuckerrüben angebaut und von der heimischen Industrie verarbeitet. Aber die Mehrzahl der Fabriken war der Konkurrenz
größerer Betriebe in Deutschland nicht gewachsen, zwischen 1918 und 1932 mußten fast alle wieder schließen. Die ortsansässigen Arbeitskräfte fanden Lohn und Brot mit dem Aufkommen der Schwerindustrie im Bitterfelder
Raum. Im Zweiten Weltkrieg hat die Stadt glücklicherweise keine Schäden erlitten, sie blieb auch vom Braunkohlentagebau verschont. In seinem Kern zeigt sich Zörbig als mittelalterliche Kleinstadt, der geschlossene
Grüngürtel, der sie umgibt, zeigt den Verlauf der alten Stadtbefestigung. Diese Gesamtstruktur läßt Zörbig auch heute noch reizvoll erscheinen.
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